Das Berufsbild des Tatortreinigers

Von Messi-Wohungen über Morde bis hin zu missglückten Sadomaso-Spielen: das Einsatzgebiet eines Tatortreinigers ist umfassend. Mitarbeiter der Reinigungsdienste der etwas anderen Art werden mit menschlichen Abgründen konfrontiert.

Deshalb sind ihre Dienste so teuer. Dennoch sind die Dienstleister gefragt. Schließlich gehört der Tod zum Leben dazu und jeder Immobilieneigentümer ist froh, wenn ein betroffenes Objekt gerenigt wird. Doch welche Charakteristika zeichnen diesen skurrilen Job im Einzelnen aus?

Tatortreiniger nehmen eine umfassende professionelle Säuberung vor

Wie der Name bereits besagt, widmet sich ein Tatortreiniger der professionellen Säuberung von Tatorten. Ungeziefer, Rückstände des Verwesungsprozesses oder Körperflüssigkeiten – alle Überreste eines Tatorts müssen beseitigt werden.

Diese Anforderung geht über den Anspruch an normale Gebäudereiniger natürlich voraus. Im Gegensatz zum klassischen Reinigungs-Dienstleister wenden Tatortreiniger spezielle Säuberungsverfahren an, damit der Unfallort, Tatort oder anderweitige von Leichenrückständen betroffene Gebiete wieder in ihren vorherigen nutzbaren Zustand versetzt werden.

Nach Möglichkeit sollen die betroffenen Orte natürlich einwandfrei verlassen werden. Allerdings wird dieser Anspruch längst nicht in allen Fällen erreicht. 

Typische Auftraggeber eines Tatortreinigers

Zumeist kommen Tatortreiniger zum Einsatz, nachdem ein Verbrechen oder Suizid erfolgt ist. Häufig agieren Hotels, Hausverwaltungen, Immobilieneigentümer oder die Polizei als Auftraggeber.

Neben einer Entfernung von Überresten an Tatorten werden Tatortreiniger oft zur Säuberung sogenannter Messi-Wohnungen hinzugezogen. Treffen die Dienstleister in diesen Objekten auf Ungeziefer, riesige Müllberge oder extrem starke Verschmutzungen, gelangen klassische Gebäudereiniger ebenfalls schnell an ihre Grenzen.

Tatortreiniger setzen dort an, wo die Expertise und Fertigkeiten typischer Gebäudereiniger versagen. Dementsprechend muss diese Berufsgruppe mit besonders harten Bedingungen zurechtkommen.

Beschränkte Angebote für Aus- und Weiterbildungen

Wer eine Ausbildung als Tatortreiniger anstrebt, wird vermutlich schnell enttäuscht. Hierzulande gibt es nicht die Möglichkeit, einen klassischen Ausbildungs- oder Umschulungsweg als Tatortreiniger zu beschreiten. Das bedeutet im Gegenzug, dass es theoretisch möglich ist, diesen Beruf ohne jegliche Qualifikation auszuüben.

Dennoch muss betont werden, dass ein Quereinstieg in die Branche ohne Qualifikation nicht empfehlenswert und auch nicht üblich ist. Es gibt spezielle Ausbildungsangebote, in deren Rahmen Kursteilnehmer auf die belastenden Arbeitssituationen vorbereitet werden. Diese Lehrgänge zielen darauf ab, den Lernenden all die Kenntnisse zu vermitteln, die sie zur Ausübung des Jobs als Tatortreiniger befähigen.

In diesem beruflichen Segment werden spezielle Säuberungsverfahren angewendet, über die während der Lehrgänge im Einzelnen informiert wird. Obwohl Qualifikationen nicht unbedingt nachgewiesen werden müssen, ist es empfehlenswert, vor einer Ausübung des Jobs diese Kenntnisse zu erwerben. 

Eine Ausbildung als Gebäudereiniger als Vorstufe

Als guter Karriereweg hat es sich bewährt, eine Ausbildung als Gebäudereiniger zu absolvieren und daraufhin an einer Weiterbildung zum staatlich geprüften Desinfektor teilzunehmen. Ergänzend gibt es in Deutschland einige private Institutionen, die Ausbildungen zum Glas-, Gebäude- und Tatortreiniger anbieten.

Gewiss sind diese Maßnahmen eine gute Methode, um erste Kenntnisse zur Bewältigung der beruflichen Aufgaben zu erlangen. Dennoch sollten sich Interessenten schon im Vorfeld erkundigen, inwiefern die jeweiligen Ausbildungen auch offiziell anerkannt werden. 

Tatortreiniger: nicht jedermanns Sache

Tatortreiniger sind deutschlandweit sehr gefragt. Im Gegenzug gibt es nur wenige Menschen, die diese berufliche Herausforderung reizt. Zu belastend und zu bedrückend scheint die Arbeitsumgebung für viele Menschen zu sein. In Krimiserien mag die berufliche Anforderung an einen Tatortreiniger recht reizvoll klingen.

In der Realität werden Menschen gefordert, die den Kontakt mit den widrigen Bedingungen professionell meistern und mit der nötigen Distanz betrachten. Wer dazu in der Lage ist, profitiert von den Vorzügen eines gefragten Jobs. Tatortreiniger haben die Wahl, sich selbständig oder in einem Angestelltenverhältnis beruflich zu verwirklichen.

Ein Vorteil ist das attraktive Gehalt. Schließlich erwarten berufstätige Tatortreiniger lukrative Verdienstmöglichkeiten. Das Einkommen Berufstätiger variiert in dieser Branche zwar stark. Dennoch wird das durchschnittliche Brutto-Gehalt auf etwa 40.000 Euro pro Jahr beziffert. 

Sich umfassend über Aus- und Weiterbildungsoptionen informieren

Sicherlich überrascht es keinen Job-Interessenten, dass für diesen Beruf nur die wenigsten Menschen in Frage kommen. Wer einer Tätigkeit als Tatortreiniger nachgehen möchte, muss psychisch und physisch besonders belastbar sein.

Es ist wichtig, mit den Bedingungen vor Ort souverän umgehen zu können. Um in der Branche auf Dauer zu bestehen, ist es erforderlich, vor Ort erlebte Eindrücke „nicht mit nach Hause zu tragen“. Welche Ausbildungs- und Umschulungsangebote in einer bestimmten Region in Frage kommen, hängt von jeweiligen in der Region ansässigen Anbietern ab.

Es ist empfehlenswert, die Anbieter ausfindig zu machen und sich kostenfreies Informationsmaterial unverbindlich zusenden zu lassen. Auf diese Weise erhalten Interessenten erste Einblicke in das Berufsfeld. Zugleich erfahren angehende Tatortreiniger, welche Qualifizierungen zur Ausübung dieses Berufs erforderlich sind. 

Hilfreich: eine Qualifikation als Desinfektor

Einer der häufigsten Wege ist eine Aus- oder Weiterbildung zum Desinfektor, die landesrechtlichen Regelungen unterliegt. Je nachdem, ob diese Lehrgänge in Teil- oder Vollzeit belegt werden, variiert die Aus- und Weiterbildungsdauer von drei bis zwölf Monaten. Die Kosten für diesen Bildungsweg variieren sehr.

Umso wichtiger ist es, unterschiedliche Anbieter zu kontaktieren, um eine kostengünstige Option zu finden. Wer die Aus- oder Weiterbildung privat finanzieren muss, sollte sich von Beginn an auf Kosten im vierstelligen Bereich einstellen. 

Fernlehrgänge als praktische Option

Wer die Aus- oder Weiterbildung neben dem regulären Job durchführen möchte, entscheidet sich mit einem Fernlehrgang zum staatlich geprüften Desinfektor für eine gute Option. Verschiedene Bildungsanbieter offerieren flexible Fernkurse, die nur ein Minimum an Präsenzen vor Ort erfordern.

Möchten Gebäudereiniger oder anderweitige Berufstätige die Qualifikation parallel zu ihrem Job anstreben, ist ein Fernstudium durchaus eine sinnvolle Option. 

Das Angebot an professionellen Dienstleistern könnte größer sein

Eines der deutschlandweit wichtigsten Unternehmen zur Ausbildung des Tatortreinigers ist in Berlin ansässig. Im Rahmen der Kurse erläutern die Spezialisten ihren Schülern, wie nach einem Unfall, Verbrechen oder Suizid professionell Exkremente, Blut oder Fliegenschwärme beseitigt werden.

Nach Aussagen des für das Unternehmen tätigen Meisters Christian Heistermann ist der Job des Tatortreinigers noch immer eine Marktlücke. Der Chef der gleichnamigen Berliner Gebäudereinigungsfirma erklärt zugleich, dass es seiner Ansicht nach in Deutschland viel zu wenige Unternehmen gibt, die Tatorte nach festgelegten Maßregeln säubern. 

Beeindruckend real: Übungstatorte mit Filmblut

Eine gute Ausbildung schließt nach Aussagen des Tatortreinigers erworbene Expertise darüber ein, wie die Säuberungsspezialisten mit den Angehörigen der Toten umgehen. Zudem müssen die Mitarbeiter der Reinigungsteams erlernen, wie sie sich effizient vor Infektionen schützen.

Um die Szenarien schon während Ausbildungen oder Umschulungen vor einer realen Kulisse zu erleben, setzen einige Ausbilder sogar auf Übungstatorte mit Filmblut. Alles andere als unecht sind bei diesen Schulungen der besonderen Art die lebenden Maden, die an den Tatorten eingesetzt werden. 

Unerlässlich: der Blick fürs Detail

Diese Schulungen bringen angehenden Tatortreinigern auch näher, wie wichtig es ist, an den Tat- oder Unfallorten nicht den Blick fürs Detail zu verlieren. Von der Pike auf lernen die zukünftigen Tatortreiniger, wie penibel die Orte gesäubert werden müssen, an denen ein Mensch gestorben ist.

Beispielsweise ist es erforderlich, Blut oder andere Körperflüssigkeiten auch rund um Steckdosen zu beseitigen, da der aufdringlich süße Geruch früher oder später wieder hervortreten würde. Bei einer Säuberung von Fliesen ist es dringend notwendig, die Fugen ordentlich zu putzen.

Bei verunreinigtem Parkett oder Laminat ist es häufig sogar notwendig, dass der Boden komplett erneuert wird. Nur durch derartig drastische Maßnahmen – so bestätigen ausgebildete und erfahrene Tatortreiniger – ist ein Tatort im Nachhinein wieder bewohnbar.

Schließlich sind insbesondere Immobilieneigentümer als Auftraggeber der Tatortreiniger daran interessiert, die Objekte so schnell wie möglich wieder zu vermieten. 

Zertifikate attestieren die Sauberkeit an den Tatorten

Während der Aus- oder Weiterbildung lernen Tatortreiniger ebenfalls, den Auftraggebern nach der professionellen Säuberung ein Zertifikat auszustellen. Dieses Zertifikat soll anderen Personen als Beleg dafür dienen, dass die Objekte für Menschen ohne Bedenken bezogen werden können.

Beim Arbeitsalltag bedienen sich Tatortreiniger wichtiger Hilfsmittel wie Spachteln. Diese Werkzeuge kommen dann zum Einsatz, wenn mit Reinigungsmitteln eingeweichte Körperflüssigkeiten auch mit einer Bürste nicht beseitigt werden können. Es sind kleine Tipps und Tricks wie diese, die angehende Tatortreiniger während ihrer Ausbildung erlernen.

Denn das Ziel ist klar definiert: die Säuberungsaktionen müssen so akurat verlaufen, dass sich mit bloßem Auge im Nachhinein nicht mehr erkennen lässt, dass an diesem Ort an Mensch ums Leben kam oder ein Messie lebte.

Nach der Säuberungsaktion können die Spuren des Tatorts nur noch mit einer UV-Lampe nachgewiesen werden. Deshalb – so ein weiterer Tipp für Tatortreiniger – tragen die Branchenvertreter stets eine UV-Lampe bei sich, um alle Hinweise auf den Tod verschwinden zu lassen. 

Die größten Herausforderungen des Berufs

Ganz gewiss ist der Job eines Tatortreinigers ein Beruf, für den nicht jedermann geboren ist. Der Umgang mit Exkrementen oder Körperflüssigkeiten wie Blut ist nur ein Aspekt, mit dem die Säuberungsspezialisten zurechtkommen müssen.

Ebenso anspruchsvoll ist die Herausforderung, dem Tod direkt ins Auge zu blicken. Tatortreiniger halten sich an Orten auf, an dem Menschen viele Jahre ihres Lebens verbracht haben. Diese Erinnerungen sind für Tatortreiniger natürlich bei jedem Einsatz sichtbar.

Wer diesen Job professionell und mit der nötigen Distanz ausüben möchte, sollte bemüht sein, dass diese Eindrücke mit dem Schließen der Haustür oder Verlassen des Tatorts an Ort und Stelle zurückbleiben.